Historie

 Die Bösinger Sägmühle

 

Die Bösinger Sägmühle erzählt: Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben darf. Ich erstrahle in neuem Glanz und darf an dieser Stelle meine Geschichte erzählen. Wer hätte das gedacht! Aber der Reihe nach. Gestatten, ich bin die Bösinger Sägmühle.

Man findet mich im schönen verträumten Tal der Waldach zwischen Haiterbach und Bösingen. Bei einem Spaziergang vom Bösinger Wasserhäusle abwärts der Waldach folgend (ca. 1,5 km), kann man mich beim Verlassen des Waldes eindrucksvoll im Grünen auf einer Lichtung stehen sehen.

Hier stehe ich nun schon seit fast 600! Jahren und kann euch Kunde geben aus längst vergangener ferner Zeit. Ich habe so manches erlebt, von dem ich euch nun berichten möchte. Mein ganzes Wissen gebe ich nicht preis, Vieles bleibt verborgen im Nebel der Zeit. Ein großes Geheimnis werde ich jedoch lüften. Ihr werdet schon sehen!

Im Laufe der Jahrhunderte hatte ich viele verschiedene Namen. Man nannte mich manchmal schlicht „Sägmühle an der Waldach“, Bösinger Sägmühle, aber auch „Mandelberger Sägmühle“, da ich in der Nähe der Burg Mandelberg stehe und aus historischen Quellen bekannt ist, dass zur Burg auch eine Sägmühle gehört hat. Bis heute vermutet man, dass ich diese Sägmühle gewesen sein soll. Stimmt das aber wirklich? Bin ich tatsächlich identisch mit der Mandelberger Sägmühle?

Auf einer alten Karte des 16. Jh. werden die Besitztümer eines Rittergeschlechtes dargestellt, welches die Mandelburg und eine Sägmühle als Lehen innehatte. Betrachtet man diese Karte detailliert, so stellt man fest, dass die zugehörige Sägmühle jedoch genau unter der Burg Mandelberg und auf der rechten Flussseite eingezeichnet ist.

Aufgrund dieser Lagebeschreibung kann ich eigentlich nicht gemeint sein! Könnte dies aber ein Hinweis auf eine zweite, die legendäre Mandelberger Sägmühle sein? Stand sie genau unterhalb der Burg Mandelberg, d.h. an der Stelle, an der heute das Bösinger Wasserhäusle steht? Über mehrere Jahrhunderte sollte das Geheimnis um die Mandelberger Sägmühle wohlbehütet bleiben.

Erst in einem verschollenen Bericht des 17.Jh., der im letzten Jahr wiederentdeckt wurde, erfahren wir Unglaubliches. In diesem Schreiben an den Herzog von Württemberg zur Floßbarmachung der Waldach werden in einer schematischen Darstellung des Flusslaufes, man höre und staune, unter anderen folgende Sägmühlen vermerkt: „Mandelberger Sägmühle“ und „Bösinger Sägmühle“! Nun ist das große Geheimnis gelüftet: Es ist also wahr, lange Zeit hatte ich eine Schwester-Sägmühle ganz in der Nähe!

Herrschte über Jahrhunderte bei mir reges Treiben, hörte man anfangs das Rauschen des Wassers vom Wasserrad und das Poltern und Klopfen des Sägegatters, schließlich das gewaltige Wasser rauschender Turbine, so wurde es gegen Ende des 20.Jh. in meiner Halle sehr still. Es fand sich kein Nachfolger, der den Sägebetrieb weiterführen konnte.

Was sollte nun aus mir werden? Ungewiss blickte ich in die Zukunft. Lange Zeit rührte sich nichts. Ich wurde zu einem „verwunschenen Ort“ und führte einen Dornröschenschlaf. Pflanzen überwucherten alle Wege und Zugänge, die Brennnesseln standen meterhoch um mich herum, man konnte sich kaum einen Weg zu mir bahnen. Eines Sommertags bekam ich jedoch Besuch. Die Besucher kämpften sich durch die Brennnesselfelder und den mittlerweile verlandeten und meterhoch zugewachsenen Klotzweiher bis zu mir hindurch und betrachteten mich von außen und von innen, schließlich von allen Seiten. Hoffnung stieg in mir auf, dass ich nun vielleicht aus meinem Dornröschenschlaf geweckt werden würde. Und tatsächlich: Von nun an wurde mir wieder Leben eingehaucht und in meinen Hallen herrschte reges Treiben. In jener Zeit vernahm man über einige Jahre hinweg wieder ein Klopfen und Sägen, allerdings nicht im Sägebetrieb. Nein, meine neuen Besitzer bauten mich zudem um, was ich heute bin: ein Wohnhaus im Ambiente einer Sägmühle: die Bösinger Sägmühle!

    

Wer mehr über die Bösinger Sägmühle, ihre bewegte Geschichte und ihre Geheimnisse erfahren möchte, kann dies in dem Buch „Dörfer und Weiler im Wald“ nachlesen (siehe Bücher).

Der Räuber Hannikel

 

Eine sagenhafte und faszinierende Persönlichkeit im Nord-Schwarzwald war sicherlich der gefürchtete Räuber Hannikel, der im Waldachtal gehaust und die Gegend unsicher gemacht haben soll. In einem Bericht über den historischen Hannikel steht geschrieben:

„Mit bürgerlichem Namen Jacob Reinhard, 1742 in Darmstadt geboren, war im südwestdeutschen Raum bis zu seiner Hinrichtung am 17. Juli 1787 in Sulz einer der gefürchtetsten Räuber überhaupt. Er verbreitete Furcht und Schrecken, mancherorts wurde ihm auch heimliche Sympathie ob der Listigkeit entgegengebracht, mit der er der Obrigkeit immer wieder entkam. Hannikel entstammt einer alten Diebes- und Räuber-Dynastie. Sein Großvater war der berühmte ’Kleine Konrad’, der bereits durch das Rad hingerichtet worden war. Hannikels Mutter, die ‚Geißin’, zog umher und lebte von wechselnden Arbeiten und vom Betteln. Diese Geißin hat zeitweise in Lützenhardt gelebt, so war es naheliegend, dass Hannikel mit seiner Bande, zeitweise über 35 Personen, in der Nähe sein Lager unterhielt. Sein Hauptgebiet war neben dem Waldachtal auch die Gegend um Nagold und Altensteig. Ein Abschnitt der Waldach zwischen Unterwaldach und Bösingen wird heute noch Hannikel-Graben genannt.“ (Quelle unbekannt) 

 

Dass in den Wäldern im Waldachtal einst ein Räuber gelebt hatte, und dass die Bezeichnung „Hannikel-Graben“ nur unweit von der Bösinger Sägmühle an einem Baum zu finden ist, faszinierte meine kleine Tochter und mich. So gestalteten wir gemeinsam ein kleines Kinderbuch mit einer Räubergeschichte. Darin begibt man sich auf die Suche nach dem Räuber Hannikel und seinem Schatz, der beim Hannikel-Graben versteckt ist. Das Besondere an dem Buch: Die Geschichte ist mit Bildern und Symbolen geschrieben. So können auch Kinder, die noch keine Buchstaben kennen, diese Geschichte lesen. Das Büchlein mit der Wegbeschreibung in Bilderform kann direkt bei uns bestellt werden (siehe Kinderbücher), ist aber auch im Rathaus Pfalzgrafenweiler erhältlich. Das ganze Jahr über können sich Kinder und ihre Familien auf eine spannende Schatzsuche begeben und mit etwas Glück sogar einen echten Schatz finden!